JIM-Studie 2021
Die repräsentative JIM-Studie (Jugend, Information, Medien) erscheint seit 1998 jährlich und untersucht die Mediennutzung von Jugendlichen im Alter von 12 bis 19 Jahren. Auf dieser Seite sind einige wichtige Ergebnisse der aktuellen JIM-Studie 2021 zusammengefasst, welche am 30. November veröffentlicht wurde.
58 Prozent der befragten Jugendlichen sind im Laufe eines Monats auf Hate Speech gestoßen. 42 Prozent auf Fake News.
Nur jede/r Dritte hat bei der Nutzung von Whatsapp, Snapchat, TikTok und Instagram Bedenken wegen des Datenschutzes.
Zunächst zeigt die aktuelle Ausgabe der JIM-Studie, dass auch im Jahr 2021 "klassische Medien" wie Radio oder Fernsehen bei Jugendlichen durchaus eine Rolle spielen. Bei offenen Abfrage nach ihren drei wichtigsten Nachrichtenquellen nennt ein Drittel der 12- bis 19-Jährigen das Fernsehen (32 %) und jeweils jede/-r fünfte Jugendliche das Radio (22 %). Das Internet generell nennen 21 Prozent. Als wichtigste Einzelangebote im Netz werden dann Google News, Instagram und YouTube genannt.
Wichtigste Nachrichtenquelle 2021 - offene Abfrage/bis zu drei Nennungen, Auswahl -
Im Internet nutzen 41 Prozent regelmäßig Suchmaschinen zur Informationen über das aktuelle Tagesgeschehen. Aber auch nicht primär für den Nachrichtenkonsum ausgelegte Netzwerke wie Instagram (30 %), YouTube (26 %) und TikTok (22 %) spielen hierfür eine zentrale Rolle - interessanterweise noch vor expliziten Newsangeboten von TV-/ Radiosendern (20 %), Zeitungen/ Zeitschriften (17 %) oder speziellen Nachrichten-Apps (16 %).
Tätigkeiten im Internet - Schwerpunkt: Information zum aktuellen Tagesgeschehen 2021 - täglich/mehrmals pro Woche -
Das unterstreicht einmal mehr die große Verantwortung, die Social Media-Angeboten - auch jenseits der reinen Interaktion und Kommunikation - zukommt und gleichzeitig die Notwendigkeit effektiver Regulierungsmechanismen sogenannter Medienintermediäre.
Geräte und Dienste
Bei der Fernsehnutzung spielt das stationäre Fernsehgerät nach wie vor unangefochten - und zeitstabil über die Jahre - die größte Rolle: 90 Prozent haben das Gerät in den letzten 14 Tagen genutzt. Mobile Nutzungswege wie PC/Laptop oder das Smartphone hatten im Vorjahr einen enormen Zuwachs, der sich nun aber wieder auf dem Niveau von 2019 eingependelt hat. Allein die Fernsehnutzung via Tablet kann an den Vorjahreswert anknüpfen.
Wege der Fernsehnutzung in den letzten 14 Tagen
Bei der Internetnutzung steht das Smartphone weiterhin unangefochten an erster Stelle - über 90 Prozent der Jungen und Mädchen, die das Internet nutzen, geben an, es in den letzten 14 Tagen zur Internetnutzung verwendet zu haben. Knapp 60 Prozent nutzen Laptop oder Notebook. Ferner gehen Jungen häufiger mit stationärem PC oder Spielekonsole ins Internet, Mädchen greifen öfter zum Tablet.
Wege der Internetnutzung 2021 - in den letzten 14 Tagen -
Kommunikation
Betrachtet man die durch die Jugendlichen genutzen Online-Angebote, bleibt WhatsApp der wichtigste Dienst zur Kommunikation unter den 12- bis 19-Jährigen. 92 Prozent der Jugendlichen nutzen ihn mindestens mehrmals pro Woche. Instagram folgt mit 58 Prozent auf dem zweiten Platz, verliert aber im Vergleich zum Vorjahr an Relevanz. TikTok (46 %) hat bei den Jugendlichen weiter an Bedeutung gewonnen und verdrängt Snapchat (42 %) vom dritten Platz.
Genutzte Online-Angebote 2021 – Vergleich 2020 - täglich/mehrmals pro Woche -
Interessant ist hier die Aufschlüsselung nach Altersgruppen: Während die jüngeren Befragten (12 bis 15 Jahre) eher YouTube und TikTok nutzen, stehen bei den Älteren (16 bis 19 Jahre) eher Instagram und Snapchat im Vordergrund. WhatsApp steht bei allen Altersgruppen gleichermaßen unangefochten auf Platz 1. Aufgeschlüsselt nach Geschlechtern stehen bei den Jungen eher Gaming-Plattformen wie Discord oder Twitch im Vordergrund, Mädchen nutzen stärker Soziale Netzwerke wie TikTok, Snapchat aber auch Pinterest.
Nachdenklich stimmt, dass nur etwa ein Drittel der Jugendlichen bei der Nutzung von Whatsapp, Snapchat, TikTok und Instagram in Bezug auf die Sicherheit persönlicher Daten Bedenken hat.
Hate Speech, Fake News und digitaler Überdruss
Auch hinsichtlich Phänomenen wie Falschnachrichten oder Hass und Hetze im Netz liefert die JIM-Studie 2021 bedenkliche Ergebnisse: So geben ganze 58 Prozent der Jugendlichen an, allein im Monat vor der Befragung mit Hassbotschaften im Internet konfrontiert worden zu sein, 56 Prozent mit extremen politischen Ansichten sowie etwa die Hälfte mit Verschwörungstheorien und beleidigenden Kommentaren. Fake News liegen bei 42 Prozent. Lediglich 23 Prozent der Jugendlichen konnten von sich sagen, im letzten Monat mit keinem dieser Phänomene konfrontiert worden zu sein.
Mir sind im letzten Monat begegnet
Hinzu kommt der digitale Überdruss: 72 Prozent geben an, dass sie sich am Handy verlieren und viel mehr Zeit damit verbringen als geplant. 44 Prozent sind genervt von der Nachrichtenflut oder haben Angst etwas zu verpassen, wenn sie ihr Handy einmal nicht dabei haben und immerhin 22 Prozent sehen sich von den vielen Möglichkeiten von Social Media überfordert.
Interview des Jugendportals Handysektor mit LFK-Referentin Hediye Kheredmand zu den zentralen Ergebnissen der JIM-Studie 2021
Über die JIM-Studie
Für die aktuelle JIM-Studie 2021 wurden im Zeitraum vom 1. Juni bis 11. Juli 2021 insgesamt 1.200 Jugendliche im Alter von 12 bis 19 Jahren in Deutschland telefonisch oder online zu ihrer Mediennutzung befragt.
Die Studienreihe JIM (Jugend, Information, Medien) wird vom Medienpädagogischen Forschungsverbund Südwest (mpfs) seit 1998 jährlich in Zusammenarbeit mit dem Südwestrundfunk (SWR) durchgeführt. Die repräsentative Studie bildet das Medienverhalten der Jugendlichen in Deutschland ab. Alle Ausgaben der JIM-Studie von 1998 bis 2021 sind als PDF auf www.mpfs.de abrufbar. Der mpfs ist eine Kooperation der LFK und der Medienanstalt Rheinland-Pfalz.
LFK mit zahlreichen Medienkompetenz-Angeboten für Jugendliche
Die LFK begleitet mit dem Medienpädagogischen Forschungsverbund Südwest (mpfs) die Entwicklung der Mediennutzung von Jugendlichen mit der JIM-Studie, aber auch vergleichbaren Studienreihen bei (Klein-)Kindern und Familien, bereits seit vielen Jahren. Die aus den Studien gewonnenen Ergebnisse sind Grundlage der Entwicklung zahlreicher Medienkompetenzprojekte für Kinder, Jugendliche und deren Eltern in Baden-Württeberg und darüber hinaus.
So bieten wir beispielsweise mit Handysektor eine Plattform mit Tipps und Tricks im Umgang mit Sozialen Medien für Jugendliche an. Das Angebot reicht dabei von Erklärung der AGBs einzelner Sozialer Netzwerke, über den richtigen Umgang mit Fake News und Hate Speech bis hin zur Erklärung der Funktionsweise einzelner Apps.
Eltern können sich beispielsweise über unsere gemeinsam mit den Medienanstalten Bremen (brema) und Mecklenburg-Vorpommern (MMV) realisierte Angebot medien-kindersicher über die richtige Konfigurierung der Jugendschutzeinstellungen von Diensten oder Endgeräten ihrer Kinder informieren.
Yvonne Gerigk
Landesanstalt für Kommunikation
Medienforschung; Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest (mpfs)
Tel.: 0711 66991-51
E-Mail: y.gerigk@lfk.de